Schmerzarme Wassergeburt – Geburtsbericht von Julia


Geburt ohne Schmerzen – das soll gehen?


Die Geburt meiner ersten Tochter im Geburtshaus im Jahr 2016 war eigentlich ganz schön. Keine Medikamente, keine unnötigen Eingriffe und nach neun Stunden „Wellen“ war sie schon da. Damals hatte ich mich mit Hypnobirthing vorbereitet. Die Intensität des Schmerzes hat mich dann allerdings doch ziemlich überrascht, trotzdem hab ich es irgendwie durchgehalten. Mit sanft hinunter Atmen wurde es aber nichts, ich konnte dem Pressdrang einfach nicht widerstehen. Nun sollte es anders werden.

Ich weiß gar nicht, wann ich das erste Mal von schmerzfreier Geburt gehört hatte. Aber ich konnte den Gedanken sofort nachvollziehen. Warum sollte die Natur es eingerichtet haben, dass Frauen unsägliche Schmerzen während der Geburt erleiden sollten? Ich las viel über das Thema „Schmerzen bei der Geburt“ und beschloss, dass die Geburt meines zweiten Kindes eine solche Schmerzfreie werden sollte. Vorallem das Buch „Meisterin der Geburt“ von Jobina Schenk half mir sehr. Darin geht es vorallem darum, seine Glaubenssätze zum Thema Geburt komplett zu transformieren. Wie oft haben wir unzählige Horrorgeschichten von Geburten gehört? Von unseren Müttern, Omas oder Freundinnen. So oft, dass es uns einfach ins Hirn eingebrannt ist : Geburt ist schmerzhaft. Basta! Wer sich schonmal ein bisschen mit Hirnforschung beschäftigt hat, der weiß aber, wozu unser Geist in der Lage ist. Unsere Vorstellungskraft spielt dabei eine größere Rolle als es uns bewusst ist. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Es erfordert eine Menge Mut, Vertrauen und Vorbereitung.


So arbeitete ich von nun an an meinen Glaubenssätzen, meditierte fast jeden Abend und sagte mir immer wieder das Mantra: „Ich bin frei von Schmerz“. Ich visualisierte die Geburt ganz detailliert, malte mir ein Bild und errichtete einen kleinen Altar. Ich war voller Vorfreude. Von Angst oder Aufregung keine Spur. Geplant hatte ich, wieder im Geburtshaus zu entbinden.

Es geht los


Neun Tage nach ET wachte ich nachts gegen 3.30 Uhr mit leichten Wellen auf. Ich dachte nicht weiter darüber nach und schlief wieder ein. Denn ich hatte die ganzen Tage zuvor immer wieder intensive Übungswehen, die sich dann als falscher Alarm raus stellten. Um 4 Uhr erwachte ich allerdings wieder mit dem starken Drang, auf die Toilette zu müssen. Dort entleerte ich mich erstmal komplett. Und nun war ich mir sicher, dass es heute so weit sein wird. Genau am Geburtstag meiner Uroma! Ich weckte meinen Mann und verkündete ihm die freudige Nachricht. Die Wellen kamen zu dieser Zeit alle 7-10 Minuten und waren leicht auszuhalten. Um ca. 4.30 Uhr rief ich dann auch gleich meine Hebamme an. Da wir mindestens eine halbe Stunde Fahrtzeit ins Geburtshaus hatten und es beim zweiten Kind ja gerne Mal schneller geht, wollte ich auf Nummer sicher gehen. Wir machten uns aus, dass wir uns um 6 Uhr im Geburtshaus treffen. Danach weckten wir unsere erste Tochter (3,5 Jahre), die sich schon seit Monaten auf diesen Moment freute und unbedingt dabei sein wollte. Sie war sofort hellwach und tanzte durch die Wohnung: „Hurra, unser Baby kommt!“ Kurz danach rief ich noch meine Mama an, die ebenfalls dabei sein sollte. Ich sagte ihr, dass sie so um 7 Uhr ins Geburtshaus kommen könne. Und sie solle unbedingt noch Croissants vom Bäcker mitbringen. Mein Mann und meine Tochter machten noch kurz Frühstück, während ich die Wellen schon im Türrahmen veratmete. Diese Strategie hatte ich ebenfalls aus dem Buch: „Meisterin der Geburt“. Durch den Druck auf den unteren Rücken, den ich selbst durch das Anlehnen im Türrahmen bestimmen konnte, waren die Wellen gut auszuhalten. Dann fuhren wir los. Es war schon viel Verkehr, aber wir kamen gut durch. Mir ging es sehr gut. Die Wellen kamen alle 5-7 Minuten und waren gut auszuhalten.

Ankunft im Geburtshaus

Im Geburtshaus angekommen, hatte meine Hebamme schon alles gemütlich gemacht, Kerzen angezündet und ließ gerade Wasser in die Geburtswanne. Ich lehnte mich allerdings erstmal wieder in den Türrahmen. Dort konnte ich am besten mit den Wellen arbeiten. Es fühlte sich nicht wie Schmerz an, sondern eher wie ein immenser Druck. Mein Mann und unsere Tochter gingen währenddessen einen Stock höher, wo sich eine kleine Spielecke befand. Ich machte mir Musik drauf und verbrachte die folgende Stunde abwechselnd zwischen Türrahmen und Toilette. Auch die Hebamme hielt sich die meiste Zeit im Hintergrund und lies mich in meiner Trance. Nur ab und zu schaute sie nach den Herztönen des Babys. Aber es gab weder eine vaginale Untersuchung noch ein CTG, was ich als sehr angenehm empfand.


Geburt ohne Schmerzen – ja das geht!


Beim Blick auf die Uhr war ich dann etwas geschockt: es war schon weit nach 7 Uhr und meine Mama immer noch nicht da. Mein Mann und unsere Tochter waren inzwischen wieder bei mir im Raum und unsere Tochter testete schonmal die Geburtswanne. Um ca. 7.30 Uhr sagte meine Hebamme dann, ich könne doch Mal in die Wanne steigen, wenn ich noch eine Wassergeburt wöllte. Ich dachte in dem Moment nicht, dass die Geburt schon so weit fortgeschritten ist. Ich war noch total fit und die Wellen ließen sich gut aushalten. Als ich in die Wanne stieg, kam auch endlich meine Mama. Das warme Wasser tat so gut. Meine Tochter saß mit mir im Wasser und streichelte mich, meine Mama gab mir eine kurze Reiki Session und mein Mann übte mit seinen Händen bei jeder Welle Druck auf meinen unteren Rücken aus. Das tat so gut. Ich war total in meiner Welt versunken. Während der Wellen tönte ich laut mit, was mir sehr half, mich untenrum zu entspannen und „weit“ zu machen. Inzwischen war noch eine zweite Hebamme und eine Hebammenschülerin dazu gekommen, aber dies bemerkte ich kaum. Alle hielten sich weiterhin im Hintergrund. Plötzlich bemerkte ich einen Pressdrang, gab dem aber nur leicht nach und versuchte stattdessen zu atmen. Ich war total in meiner Welt versunken und bemerkte fast gar nichts mehr um mich herum. Noch eine Presswelle und der Kopf war schon draußen. Meine Tochter strahlte übers ganze Gesicht und sagte: „Ich fange das Baby auf“. Meine Hebammen, die in der Tür standen, waren so überrascht. Bei der nächsten Welle kam dann auch der Körper. Es war 8 Uhr. Ich nahm sie langsam hoch und legte sie auf meine Brust. Wir schauten nach dem Geschlecht: ein Mädchen, wie erwartet. ♥️

Fazit

Ich möchte mit meinem Geburtsbericht anderen Frauen Mut machen, eine selbstbestimmte Geburt zu erleben. So wie sie selbst es sich wünschen, ohne Fremdbestimmung von außen. Und dass eine Geburt nicht unbedingt mit Schmerzen verbunden sein muss. Liebe Frauen, habt Vertrauen in euch. Euer Körper ist dafür geschaffen, dieses Wunder der Geburt zu vollbringen. Vollkommen natürlich. Bereitet euch gut vor. Arbeitet an euren Glaubenssätzen. Und freut euch auf dieses wundervolle Erlebnis.

Mehr von Julia und ihrer Familie könnt ihr auf ihrem Blog http://www.weltenbummlerleben.de lesen.

Ihr möchtet ebenfalls euren ganz persönlichen Geburtsbericht bei uns veröffentlichen? Schreibt uns eine Email an: hallo@herzmamas.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert