Natürliche Geburt in Beckenendlage – Geburtsbericht von Mirjam

Unser Geburtswunder in Beckenendlage

Ich möchte euch gerne an unserem Geburtswunder teilhaben lassen: Einer Steißlagen Geburt, die natürlich und mit geringen Schmerzen ablief.
Wie ihr im Laufe meines Berichts merken werdet, spreche ich von Wellen und nicht von Wehen. Ich habe mich während der Schwangerschaft stark mit dem Konzept Hypnobirthing beschäftigt, in welchem das Wort Wellen als dienlicher für eine schmerzfreie Geburt gilt.

„Das Baby hat sich immer noch nicht gedreht…!“

Mein Partner und ich wollten unser Baby zu Hause bekommen und hatten uns dementsprechend eine Hebamme gesucht, die uns begleitet. Drei Wochen vor Termin hatte ich noch einen letzten Ultraschall, um zu schauen ob die Plazenta richtig sitzt. Was wir dann feststellten – unser Baby hatte sich immer noch nicht gedreht – war also noch in Steißlage! Die Frauenärztin sowie unsere Hebamme meinten, dass sich das Baby auch noch bis kurz vor der Geburt drehen könnte und auch noch genug Platz im Bauch ist. Ich hatte also weiterhin die Hoffnung, dass es bei der Hausgeburt bleibt. Eine Woche später hatte sich nichts geändert und da meine Hebamme bei Erstgebärenden mit Beckenendlage keine Hausgeburt macht, musste ich mich dann doch in der Münchner Frauenklinik für eine Geburt anmelden. Das Ganze hat mich doch anfangs sehr mitgenommen, wollte ich doch auf keinen Fall im Krankenhaus entbinden! Aber es half ja nichts, irgendeinen Grund wird das Baby schon gehabt haben. Ich versuchte bei mir zu bleiben und die Situation anzunehmen so wie sie war. Ich beschäftigte mich zu der Zeit mit einer bestimmten Meditationstechnik, welche mich dabei sehr unterstützte.

„…das Baby wird auf jeden Fall heute noch kommen“

Der errechnete Termin war der 27.8.2016, noch einen Tag vorher war ich mit Freunden am See und meinte die ganze Zeit „Ach das dauert noch, ich habe nicht das Gefühl das es bald soweit ist!“. Tja falsch gedacht, ein paar Stunden später, um genau zu sein um drei Uhr Nachts wurde ich dann von Wellen geweckt. Die ersten Stunden verbrachte ich eigentlich nur auf dem Klo, da ich mich einerseits komplett entleerte und andererseits der Schleimpfropfen abging. Zwischendurch versuchte ich mich immer mal wieder hinzulegen und zu schlafen. Ich hörte mir die Hypnobirthing CD mit Entspannungsübungen an und nickte zwischen den Wellen ein bzw. döste vor mich hin.

Die Wellen waren teilweise schon recht stark aber ich konnte mich ganz gut mit den gelernten Atemtechniken entspannen. Gegen zehn Uhr Vormittags wurden die Wellen dann stärker und die Abstände kürzer. Ich rief daraufhin meine Hebamme an, um ihr bescheid zu geben. Sie meinte, das Baby würde aufjedenfall heute noch kommen und wir sollten in zwei Stunden zu ihr in die Praxis kommen. Warum auch immer überraschte mich die Aussage und ich wurde ein wenig aufgeregt. Als mein Partner und ich in der Praxis unserer Hebamme angekommen waren, stellte sie fest, dass der Muttermund gerade mal 2cm geöffnet war und sich das Baby immer noch nicht gedreht hatte. Dennoch schlug sie vor, wir sollten nochmal nach Hause fahren.

„…sind Sie sich vollkommen sicher, dass Sie das Kind natürlich zur Welt bringen möchten?!“

Ich wollte jedoch lieber gleich ins Krankenhaus, da mir die Frauenärztin gesagt hatte, wenn bei Beckenendlage die Fruchtblase platzt, muss man unbedingt liegen bleiben, da sonst die Nabelschnur raus rutschen könne. Der Transport ins Krankenhaus wäre dann mit noch mehr Stress verbunden. Unsere Hebamme begleitete uns netterweise in die Frauenklinik zur mentalen Unterstützung. Im Krankenhaus angekommen wurde ich von der diensthabenden Ärztin untersucht. Diese war noch recht jung und machte uns Panik bzgl. einer natürlichen Geburt in Steißlage „…sind Sie sich vollkommen sicher, dass Sie das Kind natürlich zur Welt bringen möchten?!“ Sie zählte die Risiken auf und plädierte für einen Kaiserschnitt. Damit verunsicherte sie mich total. Wir hatten uns wirklich sehr mit dem Thema Geburt beschäftigt und ich hatte mir so sehr eine natürliche Geburt zu Hause gewünscht. Jetzt sollte ich vielleicht weder das eine noch das andere bekommen…

Ich war total fertig mit den Nerven, die Wellen wurden teilweise immer stärker und meine Gedanken kreisten nur darum, unser Baby gesund zur Welt zu bringen. Die Ärtzin drängte schon fast zu einem Kaiserschnitt, was ich und auch mein Partner eigentlich gar nicht wollten. Ich weinte mittlerweile und war sehr verwirrt. Sie verließ daraufhin das Untersuchungszimmer, damit wir uns in Ruhe besprechen konnten. Mein Partner blieb ruhig und besonnen. Er, unsere Hebamme und unsere spirituelle Begleiterin (mit der mein Partner kurz telefonierte) machten mich wieder stark. Wir blieben bei unserer Entscheidung und es fühlte sich für uns beide gut an. Als die Ärztin wieder kam, war ich gefestigt. Wir teilten ihr mit, dass wir weiterhin eine natürliche Geburt anstreben.

Ein weiterer Arzt machte anschließend eine letzte Ultraschall Untersuchung, um zu prüfen, ob die Umstände für eine natürliche Geburt in Beckenendlage überhaupt gegeben waren. Der ganze Stress zuvor und dann hieß es doch nochmal bangen, ob unsere getroffene Entscheidung auch von den Ärzten mitgetragen werden würde. Anscheinend darf der Kopf des Babys nicht größer als der Bauch sein. Gott sei Dank passte alles! Dieser Arzt, schon etwas älter, sagte uns auch, dass eine Geburt mit Baby in Steißlage eigentlich kein Problem sei bzw. die Risiken nicht wirklich größer als bei einer normalen Geburt sind. Die Frau müsse nur 100% dahinter stehen, da der Kopf des Babys schnell raus muss, nachdem der Körper geboren ist. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Frauenklinik in der Maistraße Münchens einzige Klinik ist, die bei Beckenendlage eine spontane Geburt mitmachen.

Wir hatten eine vorbereitete Geburtswunschliste

Bevor es auf Station ging, untersuchte die Ärztin nochmal meinen Muttermund, dieser war gerademal 5-6 cm geöffnet. Wir erzählten ihr währenddessen, dass wir eine Geburtswunschliste vorbereitet hatten, welche wir gerne mit den Diensthabenden Hebammen und Ärzten besprechen möchten. Eine Selbstbestimmte Geburt war uns sehr wichtig, gerade weil wir ja jetzt doch im Krankenhaus waren und nicht zu Hause. Sie wirkte sehr beeindruckt und wollte die Liste sehen. Wir gingen alle Punkte zusammen durch und fast jeder Wunsch auf unserer Liste konnte bei optimalen Verlauf der Geburt berücksichtigt werden. Gerne stelle ich euch die Liste zur Verfügung. Die Ärztin merkte daraufhin, dass sie uns Anfangs vielleicht unterschätzt hatte und ging im Anschluss ganz anders mit uns um.

Nach fast 19 Stunden Wellen platzte die Fruchtblase

Wir bekamen ein Zimmer auf Station zugewiesen und machten es uns im Bett gemütlich. Wir teilten uns das Zimmer mit einer frischgebackenen Mama und Ihrem süßen Neugeborenen. Der Kleine hatte wahnsinnig viele Haare und war in der Nacht zuvor auch mit einer Beckenendlage zur Welt gekommen. Seine Mama hat die Geburt ohne PDA und sonstige Interventionen (sowie z.B. Einleitung oder Wehentropf) gemeistert, was ich jedoch erst einige Stunden später erfuhr. Ich war froh das wieder etwas Ruhe eingekehrte nach den turbolenten Stunden zuvor. Ich begab mich durch die geübte Atemtechnik total in Trance und döste zwischen jeder Welle ein. Mein Partner hatte sich hinter mich gelegt und übte bei jeder Welle Druck auf meinen Ischias aus, was zusätzlich half, die Wellen ohne große Schmerzen zu nehmen. Gegen zwölf Uhr Nachts, nach fast 19 Stunden, platze dann auf dem Klo meine Frustblase. Es war eine ganz schöne Sauerrei und ich überlegte sogar noch das ganze aufzuwischen:-) an eine möglicherweise herausfallende Nabelschnur dachte ich jedenfalls nicht.

Daraufhin gingen wir Richtung Kreissaal. Mein Partner und ich machten es uns auf der Liege im Kreissaal bequem und ich begab mich wieder in den Trancezustand, welchen ich schon auf Station hatte. Die meisten Wellen konnte ich wirklich so gut wie schmerzfrei nehmen, einige erforderten mehr Fokussierung und Konzentration als andere, doch hauptsächlich blieb es bei einem starken Druck nach unten. Wir waren wie in einer Blase voll Liebe, ich hatte kein Zeitgefühl mehr und es zählte nur der Moment. Der Raum war in dämmriges Licht getaucht und alles um uns herum war bedeutungslos. Ich war die ganze Zeit an das CTG angeschlossen und bei den stärkeren Wellen piepste dieses meist sehr stark los. Die Hebammen meinten daraufhin, dass die Herztöne des Babys immer wieder runter gingen und sie mir deshalb ein Wellen-hemmendes Mittel geben würden. Ich merkte nie wirklich eine Veränderung der Wellen bzw. blieben sie weiterhin in ihrer Stärke eher unterschiedlich. Dennoch ging es so noch ein paar mal, das CTG piepste laut und ich bekamm ein paar Tropfen des Mittels in den Zugang in meiner Hand gespritzt. Die Hebammen sagten uns das dies bei einer Steißlagengeburt nicht ungewöhlich sei und ich machte mir auch keine Sorgen.

…doch lieber eine PDA?

Gegen acht Uhr morgens wechselte dann zum dritten mal das zuständige Hebammen Team, bestehend aus einer Hebamme und einer Hebammenschülerin. Es war bereits wieder hell draußen geworden und die Hebamme brachte frischen Wind mit. Sie fragte mich, wie die Schmerzen waren und ob ich Interesse an Schmerzmitteln oder sogar einer PDA hätte. Da ich nach dem vielen Liegen mittlerweile sehr verspannt bzw. mein Becken total hart war musste ich tatsächlich kurz nachdenken. Ich überlegte, ob eine Pause der Wellen durch eine PDA nicht besser wäre. Mit den Wellen bin ich zwar immer noch ganz gut zurecht gekommen, wenn ich konzentriert in meinem Tracezustand war, jedoch beinhaltete dies höchstens eine kurze Drehung auf die andere Seite, aber kein Aufstehen oder gar Rumlaufen. Da eine PDA und auch andere Schmerzmittel nicht unser Plan waren und ich dies eigentlich auf unserer Geburtswunschliste komplett ausgeschlossen hatte, machte mich auch hier mein Partner wieder stark.“…Mirjam du bist die Göttin du schaffst das!“. Er erzählte mir noch von unserer Zimmernachbarin und ihrer Beckenendlagengeburt, ohne PDA. Das motivierte mich zusätzlich weiter zu machen. Also entschied ich mich gegen die PDA, jedoch dafür endlich mal aufzustehen und aufs Klo zu gehen. Auf dem Klo merkte ich dann, dass zwischen meinen Beinen irgendwas komisch war, weshalb ich mit der Hand nach unten fasste, um zu spüren was da los war. Was ich ertastete waren die Zehen unseres Babys, die bereits aus mir raus schauten! Dies löste ein Wahnsinns Glücksgefühl in mir aus und ich wusste es würde jetzt nicht mehr lange dauern.

Wir knutschten zwischen jeder Welle um die Oxythozin Ausschüttung zu steigern

Nachdem ich wieder im Kreissaal war, teilte ich meinem Partner und den Hebammen die Neuigkeit mit. Durch das Aufstehen war mein Becken schon etwas weicher geworden, zusätzlich massierte mein Partner mir noch den unteren Rücken und ich konnte mich noch mehr etspannen. Die Hebamme meinte, dass die Geburt jetzt schon sehr lange dauert und sie mich gerne an den Wehentropf anschließen möchte, um das Ganze voranzubringen. Aber auch den Wehentropf hatten wir auf unserer Geburtswunschliste ausgeschlossen, da er auf unnatürliche Weise in den Geburtsverlauf eingreifen würde, was unter anderem zu großen Schmerzen sowie zum Reißen der Vagina führen kann. Wie gesagt hatten mein Partner und ich uns im Vorfeld sehr stark mit dem Thema Geburt auseinandergesetzt und wussten daher, dass ein Wehentropf nichts anderes als künstliches Oxythozin (Hormon) ist. Dieses kann durch verschiedene Handlungen (z.B. knutschen, streicheln) auch natürlich ausgeschüttet werden und so entschieden wir uns auch hier dagegen. Zudem war das Füßchen ja schon zu sehen, was für mich bedeutete, dass es jetzt schnell gehen würde. Und so war es auch.

Gegen neun Uhr setzte ich mich auf den Geburtshocker, die Hebamme setzte noch ein paar Akkupunktur-Nadeln, welche zusätzlich die natürliche Oxythozin Ausschüttung unterstützen sollte und mein Partner und ich knutschten zwischen jeder Welle.
Ich atmete während den Wellen nach unten und half unserem Baby so, sich durch den Geburtskanal zu winden. Dies hatte ich im Hypnobirthing Buch gelernt, der Körper schiebt das Baby mit den sogenannten Presswehen nach unten. Der Clou besteht darin dem Drang mit zu Pressen nicht nachzugeben, da ein zusätzliches Pressen durch die Mutter den Körper verkrampft was dann letztlich zu starken Schmerzen während der Geburt führt. Somit kann ich mich an keine Schmerzen während der letzten Phase erinnern. Ich arbeitete mit dem Körper und nicht gegen ihn. Das Oxythozin half zusätzlich, da es nicht nur als Liebeshormon die Bindung stärkt, sondern auch den Körper weich macht und als körpereigenes Schmerzmittel fungiert. Die Hebamme schob unser kleines Baby immer wieder nach oben und weitete so meine Vagina. Bald waren Beine und Becken draußen und wir konnten sehen das unser Babylein ein Junge war eine weitere Welle und die Schultern waren geboren. Da es mit dem Kopf ja schnell gehen muss, musste dieser am besten mit der nächsten Welle kommen. Hier wurde ich vom Oberarzt, der mittlerweile dazugekommen war, angeleitet die Luft anzuhalten und zu schieben. Ich visualisierte das ich ganz weit offen sei und so wurde unser kleiner Mann um 09.54 Uhr auf diese wunderschöne Erde geboren.

Herzlich willkommen Elija!! Nach insgesamt 30 Stunden ist unser kleiner Mann am Sonntag den 28.08.2016 mit 48 cm, 2970 Gramm und vielen vielen Haaren geboren worden.

Ich möchte mit unserem Geburtsbericht andere Frauen inspirieren und ermutigen, dass eine natürliche Geburt ohne Interventionen möglich ist! Habt keine Angst, informiet euch zu was ihr fähig seid und lasst euch nicht verunsichern. Ihr seit die Göttinen und die Natur hat alles so eingerichtet, dass es meistens perfekt ist. Habt Vertrauen ❤

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