Interview mit Kinderbuchautorin Kristin Franke vom Verlag tinyfoxes

Die 37-jährige Powerfrau Kristin stammt ursprünglich aus Kamenz im Landkreis Bautzen in Sachsen. Sie ist nicht „nur“ Ehefrau und Mutter von drei wunderbaren Kindern, sondern auch Verlegerin, Kinderbuchautorin und Illustratorin und engagiert sich seit eineinhalb Jahren für die Bildungspolitik in ihrer Heimat Sachsen.

Powerfrau Kristin Franke vom Verlag tinyfoxes.

„Kinderbuchautorin zu werden, war eine tiefe Sehnsucht über viele Jahre hinweg…“

Du hast zunächst an der TU Dresden Germanistik und Philosophie auf Magister studiert. Früher warst du Fernsehautorin, inzwischen bist du nicht nur Verlegerin des Independent-Verlags tinyfoxes.de, sondern gleichzeitig auch noch Buchautorin und Illustratorin. Wie bekommst du als Working-Mom Job und Privatleben unter einen Hut? Wie sieht denn ein typischer (Arbeits)Tag bei dir aus? 

Meine Tage müssen sehr strukturiert sein, damit ich es schaffe, alle Aufgaben zu erledigen und gleichzeitig für meine Kinder da sein zu können. Frühstück und Abendbrot nehmen wir als Familie immer gemeinsam ein, das gibt dem Tag einen wichtigen Rahmen. Bis zum Nachmittag arbeite ich. Entweder schreibe ich an einem neuen Buch, oder ich illustriere oder bespreche Entwürfe mit meiner Schneiderin.

Zwischendrin erledige ich auch Politisches. Nachmittags hole ich meine Kinder von der Schule, und dann ist erstmal der Haushalt dran. Die Wäscheberge bei drei Kindern erneuern sich täglich selbst. Häufig muss ich nach dem Abendbrot nochmal los zu politischen Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Vorstandssitzungen.

Liest du eigentlich deinen eigenen drei Kindern jeden Abend eine Gute-Nacht-Geschichte vor?

Wenn ich keinen Abendtermin habe, lese ich vor. Obwohl meine Kinder alle selbst lesen – sie sind in der zweiten und vierten Klasse, genießen sie das. Ich entscheide mich meist für die großen Klassiker: die wunderbaren Kinderbücher von Otfried Preußler oder Michael Ende zum Beispiel.

Gute Nacht Geschichten für Kinder.

Wenn ja wie alt sind deine Kinder und welche Lieblingsbücher haben sie? Klassische Märchen oder eher moderne Geschichten?

Die Zwillinge sind sieben Jahre alt, mein ältester Sohn wird elf. Sie haben unterschiedliche Vorlieben. Klassiker gehören ebenso dazu wie Neuerscheinungen. Ich habe als Kind Grimms Märchen geliebt, aber meine eigenen Kinder haben einen anderen Zugang. Die bekannten Märchen kennen sie natürlich.

Welche Bücher empfiehlst du uns z.B. für Kleinkinder?

Da gibt es so viele! Den Hasen mit der roten Nase zum Beispiel, den kann ich noch immer auswendig aufsagen. „Häschen geht einkaufen“ haben meine Kinder auch geliebt, ich glaube, Reime kommen bei Kleinkindern immer gut an, sie regen das Sprachempfinden enorm an. Empfehlen kann ich auch die Raupe Nimmersatt, die Heule Eule, den kleinen Angsthasen. Die nimmt man auch als Vorleser immer wieder gern zur Hand.

Bevorzugst du persönlich lieber klassische Bücher (Hardcover) oder digitale E-Books (via E-Book Reader)? 

Für Kinder nur physische Bücher. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Kognition und Haptik, außerdem muss man Kinder auch nicht digital überfrachten. Bücher anzufassen, zu blättern, das sind doch schöne Sinnenerfahrungen. Ich selbst lese Bücher ausschließlich physisch, egal ob als Hardcover oder Paperback. Nachrichten lese ich digital, die Papierverschwendung wäre mir zu groß.

Seit 2016 schreibst du nun schon erfolgreich Kinderbücher. „Das Geheimnis der Wichteltür“ war dein erstes Kinderbuch. Wie bist du auf die Idee gekommen Kinderbuchautorin zu werden und wie genau entstehen deine tollen Geschichten? Am Schreibtisch? Im Park oder findet man dich in einem kreativen Café in Leipzig?

Kinderbuchautorin zu werden, war für mich nicht nur eine Idee. Das war eine tiefe Sehnsucht über viele Jahre hinweg, und irgendwann war der richtige Zeitpunkt mit der richtigen Inspiration da. Ich habe einfach angefangen und immer weiter gemacht. Das Schreiben an sich liegt mir ja schon lange, aber Bücher zu schreiben, das ist etwas ganz anderes. Gern schreibe ich zu Hause, völlig ungestört, nur meinen dicken Kater neben mir, ich tauche in Fantasiewelten ein. Was ich mir ausdenke, erlebe ich in Gedanken, wie einen inneren Film.

Was genau inspiriert dich bei deinen Büchern am meisten? Deine Kinder? Deine Fantasie oder schlichtweg der Alltag mit Kindern?

„Die abenteuerliche Reise zum Mondpalast“.

Manchmal ist es nur eine Illustration, die mich auf eine Idee bringt, manchmal auch ein Erlebnis mit den Kindern. Ich mache mich stark für die Stärkung der Rechte von Mädchen. So entstand die Idee zu „Sultan und Rosine“, einem Roman für Kinder ab acht Jahren, an dem ich gerade arbeite.

Hast du selbst irgendwelche Vorbilder? Vielleicht die weltbekannte schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren? Der deutsche Jugendbuchautor Michael Ende (Unendliche Geschichte) oder die englische Bestseller-Autorin Joanne K. Rowling (Harry Potter)?

Alle drei haben großartige Literatur geschaffen, jeder auf seine ganz eigene, besondere Art. Astrid Lindgren war eine bewundernswerte und starke Frau, die Kinder geliebt hat.

Michael Ende hat nicht nur die unendliche Geschichte geschrieben, sondern so viel mehr. Jim Knopf ist ganz wunderbar, vor allem, wenn man sich den kulturhistorischen Hintergrund bewusst macht.

Und selbstverständlich habe ich auch vor J. K. Rowling große Achtung. Mit meinem ältesten Sohn habe ich vergangenen Sommer einen richtigen Roadtrip quer durch Schottland gemacht – auf den Spuren von Rowling und Roald Dahl. In Deutschland ist Roald Dahl leider nicht so bekannt, vielleicht noch durch die Verfilmung B.F.G. Seine verrückte und außergewöhnliche Literatur ist bemerkenswert, er ist für mich ein großes Vorbild, ebenso wie Paul Biegel, der unter anderem die Tulle-Zwerge geschrieben hat. Seine Bücher sind sehr poetisch. Ganz grandios übrigens finde ich „Kotzmotz der Zauberer“ von Brigitte Werner!

Inzwischen gehören zum Portfolio von tinyfoxes.de nicht nur Kinderbücher, sondern auch ganz tolle Wandtattoos, Fensterbilder, Kunstdrucke und ganz niedliche Kuschelkissen und handgenähte Elfenpuppen für Kinder. Wie kam es dazu und wo werden all diese Sachen eigentlich hergestellt? In Sachsen?

Das produzieren wir selbst inhouse. Wir haben zwei große Drucker und eine eigene kleine Schneiderei. Ich nähe gern selbst, mein Großvater und Urgroßvater waren Schneidermeister. Ein bisschen liegt das also in der Familie. Das, was ich nicht selbst produzieren kann, die Wichteltürchen etwa, lasse ich in Sachsen herstellen, da bin ich recht patriotisch, außerdem sind kurze Wege in vielerlei Hinsicht von Vorteil, nicht zuletzt für die Umwelt. Auch für meine Bücher entscheide ich mich immer wieder für dieselbe Druckerei in Sachsen.

In liebevoller Kleinarbeit gefertigte Plüschtiere von tinyfoxes.

Deine einzigartigen Feen-, Wichtel und Elfentüren werden in traditioneller Handarbeit im Erzgebirge produziert. Aus welchem Material werden sie hergestellt?

Wichteltür von tinyfoxes.

Die klassische weiße Tür besteht aus massivem Buchenholz, das schadstofffrei und strahlungsfrei ist. Die bunten Türchen bestehen aus MDF, denn der Verschnitt wäre bei natürlichem Holz sehr groß, und wir wollen keine Rohstoffe verschwenden. Wichtig ist, dass alles kindersicher ist. Die Leuchtsticker für die kleinen Fenster auf den Türchen plotten wir selbst und schicken sie zum Produzenten.

Wirst du einen eigenen Stand bei der diesjährigen Leipziger Buchmesse haben?

In diesem Jahr noch nicht, ich stelle in der Gemeinschaftspräsentation aus. Vielleicht habe ich nächstes Jahr einen eigenen Stand, mal sehen.

Die Bildungspolitik von Sachsen liegt dir sehr am Herzen. Seit Januar 2018 arbeitest du ehrenamtlich im Landesfachausschuss für Beste Bildung Sachsen in der FDP und seit August 2018 gehörst du zum Kreisvorstand der FDP Leipzig. Was genau möchtest du mit deinem politischen Engagement erreichen?

Ich bin auf der Landesliste der Kandidaten für die Landtagswahl auf Platz zwei. Es ist also recht wahrscheinlich, dass ich ab dem 2. September Abgeordnete im Sächsischen Landtag sein werde. So habe ich hoffentlich in naher Zukunft die Möglichkeit, mich auf Landesebene für eine bessere Bildungspolitik einzusetzen. Ich will, dass Familien Job und Kinder besser unter einen Hut bekommen, gerade Alleinerziehende haben zu kämpfen, und dass Kindergärten nicht nur Verwahranstalten sind.

Wie vorteilhaft eine gute frühkindliche Bildung ist, weiß ja mittlerweile fast jeder, aber daraus müssen für die Betreuung auch Konsequenzen gezogen werden. Wir brauchen mehr Erzieher, mehr Lehrer, mehr Schulen. Das Land und die Kommunen kommen nicht zeitgerecht hinterher, das liegt an schlechter Planung. Es wurde zu spät reagiert. Es gibt so viel zu tun, auf Lorbeeren nach Pisa dürfen wir uns nicht ausruhen!

Investieren wir in Kinder und ihre Bildung, investieren wir in die Zukunft. Unsere Kinder sind diejenigen, die morgen das gesellschaftliche Ruder übernehmen, dazu müssen sie verantwortungsbewusst und umfassend gebildet sein. Früher hieß es, unseren Kindern soll es mal besser gehen. Heute sagen wir, unseren Kindern soll es mal genauso gut gehen, und das wird eine große Aufgabe, für die wir jetzt die Grundlagenarbeit leisten müssen.

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