Kolumne – Gemeinschaft

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist IMG-20201016-WA0007-1024x1024.jpg

Über die Autorin:
Herzmama Julia führt mit ihrem Mann Robert und ihren zwei Töchtern ein typisches Nomadenleben – ohne festen Wohnsitz. Dabei träumen sie davon, einen Platz zum Leben in einer Gemeinschaft zu finden. In ihrer Kolumne schreibt sie ab jetzt regelmäßig über ihr Leben – on the road und allem, was dazu gehört.

Gemeinschaft

Wir sitzen alle zusammen am großen Holztisch, der in der Küche steht. Vier Erwachsene und vier Kinder im Alter von 0 bis 5 Jahren. Es ist laut und ich verstehe mein eigenes Wort kaum. Jedes Kind will etwas anderes und alle schreien wild umher. „Mamaaa, kannst du mir jetzt sofort ein Brot machen?“ fragt meine 5 Jährige. „Ich will Banane. Ich hab Huuunger!!“ schreit der 4 Jährige. Das Baby krabbelt zufrieden am Boden und spielt mit den Bauklötzen, meine 1,5 Jährige schließt sich ihm an. Nachdem wir die großen Kids mit Essen versorgt haben, ist endlich ein bisschen Ruhe eingekehrt.
Wir Erwachsenen haben nämlich etwas zu besprechen. Und zwar unseren Wochenplan.

Seit genau fast einem Jahr leben wir nun mit einer anderen Familie zusammen. Erst auf der kanarischen Insel La Palma, dann in einem Haus in Norddeutschland, und nun hier, in einem kleinen Haus in Bayern. Kennengelernt haben wir uns vor drei Jahren am Strand in Thailand und es war Liebe auf den ersten Blick. Seit dem wussten wir, wir zwei Familien gehören zusammen.

Vom Leben in Gemeinschaft hatten wir aber alle gar keine Ahnung. Im letzten Jahr haben wir viel dazu gelernt.

Das richtig Gute am Gemeinschaftsleben: Man teilt sich einen Alltag. Also Aufgaben wie Kinderbetreuung, Kochen und Haushalt erledigen wir gemeinsam. So bleibt viel mehr Zeit für andere Dinge, zum Beispiel für sich selbst. Die Kinder haben mehrere Bezugspersonen und immer jemanden zum Spielen.

Das richtig Herausfordernde am Gemeinschaftsleben: Man teilt sich einen Alltag. Also es ist in den meisten Fällen immer laut und chaotisch. Es ist immer jemand da und man ist so gut wie nie alleine.

Aber mal ehrlich, ein Leben in der Kleinfamilie kann auch ganz schön anstrengend sein. Alles alleine zu machen. Kinder, Haushalt und co. Unserer Natur entspricht es jedenfalls nicht. Wie heißt es so schön: Es braucht ein Dorf…

In unserem Fall klappt das gut, sogar auf engstem Raum. Wir sind ja auch nur zwei Familien. Trotzdem braucht es auch ein bisschen Struktur. Aufgaben wie kochen, Mahlzeiten zubereiten, putzen oder die Kinder betreuen, ergeben sich bei uns meist spontan im Laufe des Tages. Dafür brauchen wir keinen Plan.

Aber wir haben jeden Tag der Woche für bestimmte Sachen eingeteilt. Es gibt feste Arbeitstage, wo wir abwechselnd unseren Beschäftigungen im Homeoffice nachgehen. Donnerstag Nachmittag haben wir Frauenzeit. Meine Freundin und ich setzten uns dann für ein paar Stunden zusammen und tun das, wonach uns gerade der Sinn steht. Meistens irgendetwas Kreatives, wie malen oder filzen. Manchmal tanzen wir auch, oder trinken Kaffee und quatschen, während die Männer die Kinder betreuen. Freitags haben dann die Männer ihre Zeit. Samstag ist Familientag – wo jede Familie mal etwas nur für sich macht. Ja, auch das ist wichtig in Gemeinschaft: sich bewusst mal aus dem Weg zu gehen und nur mit der eigenen Familie etwas unternehmen.

Die allerwichtigste Regel im Zusammenleben (und das gilt aber nicht nur für Gemeinschaften, sondern auch für Paare): reden, reden, reden. Wenn mich etwas an dem anderen stört, dann schaue ich zuerst nach innen: Warum stört mich das überhaupt? Kann ich meine Einstellung dazu verändern? Habe ich bestimmte Erwartungen? Und dann wird geredet. Das ist natürlich nicht immer einfach. Aber lohnt sich immer! Wir können jedenfalls ein großes Stück daran wachsen.

Der Wochenplan ist unser Rahmen, unsere grobe Struktur im Gemeinschaftsleben. Er kann aber auch jederzeit spontan verändert werden, je nach Bedürfnissen.

Nach einer viertel Stunde munteren Austauschs ist der Plan nun fertig gestellt und wir sind zufrieden. Wir malen alles auf ein großes, buntes Blatt Papier und hängen es in der Küche auf.

Nächster Programmpunkt: einen Platz für die Jurte finden.
Wie wir auf die Idee gekommen sind, in einer Jurte zu leben, und was das überhaupt ist, erfahrt ihr in der nächsten Kolumne.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert